Bonding - eine Verbindung fürs Leben

Bonding - eine Verbindung fürs Leben

Warum Bonding nach der Geburt so wichtig ist

Die Geburt eines Kindes ist ein einzigartiger Moment – voller Emotionen, Aufregung und Liebe. In dieser ganz besonderen Zeit spielt das sogenannte Bonding – die erste intensive Verbindung zwischen Eltern und Baby – eine zentrale Rolle. Doch was genau bedeutet Bonding? Warum ist es so wichtig? Und was sagt die Wissenschaft dazu?

Was ist Bonding?

Bonding beschreibt die emotionale Bindung, die sich direkt nach der Geburt zwischen Eltern und dem Neugeborenen entwickelt. Es ist ein instinktiver Prozess, bei dem sich beide Seiten aufeinander einlassen. Hautkontakt, Stimme und Geruch spielen dabei eine entscheidende Rolle.

Meist beginnt der Bindungsaufbau bereits während der Schwangerschaft, das eigentliche Bonding findet nach der Geburt statt: Das Baby wird nackt oder leicht bedeckt – auf die Brust der Mutter gelegt (sog. Känguru-Methode). Dieses erste „Kennenlernen“ stärkt nicht nur die emotionale Verbindung, sondern bringt auch zahlreiche gesundheitliche Vorteile mit sich.

Wie kann ich das Bonding unterstützen?

Es gibt viele Möglichkeiten, das Bonding zu fördern. Du kannst bereits in der Schwangerschaft die Bindung zu deinem Kind fühlen und intensivieren, indem du den Bauch streichelst und mit dem Baby sprichst. Außerdem kannst du dich über Krankenhäuser informieren, die das Bonding unterstützen, indem sie z.B. genug Zeit für Körperkontakt nach der Geburt einräumen, Beistellbetten für das Baby zur Verfügung stellen und das Stillen fördern. Lasse das Baby so häufig es geht und mit möglichst viel Hautkontakt auf deiner Brust liegen.

Wichtig: Nutze keine parfümierten Kosmetika, sodass das Baby deinen Geruch wahrnehmen kann. Auch auf die Inhaltsstoffe solltest du achten, da das Neugeborene die Ausdünstungen einatmet und mit dem Mund aufnehmen kann, wenn es auf der Brust liegt. Aus diesem Grund haben wir den Bonding Balm entwickelt, der zusätzlich die Haut der Brust mit Feuchtigkeit versorgt und die Elastizität fördert, um möglichst Dehnungsstreifen während des Milcheinschusses zu vermeiden.

Warum ist Bonding so wichtig? Was sagt die Forschung?

1. Sicherheit und Urvertrauen

Ein neugeborenes Baby erkennt die Stimme der Mutter, ihren Geruch, den Herzschlag. Durch Hautkontakt und Nähe fühlt es sich geborgen. Studien belegen, dass Kinder, die in den ersten Lebensstunden intensiven Kontakt zu ihren Bezugspersonen haben, schneller ein Gefühl von Sicherheit und Vertrauen entwickeln (Bystrova et al., 2009).

🧠 Laut einer Studie der University of Miami (Field, 2010) verbessert früher Körperkontakt nicht nur das emotionale Wohlbefinden, sondern auch die neurologische Entwicklung des Kindes.

2. Stillen erleichtern

Frühzeitiges Bonding unterstützt nachweislich den Stillstart. Hautkontakt direkt nach der Geburt steigert die Oxytocin-Ausschüttung – das sogenannte „Kuschelhormon“, das für Milchfluss, Bindung und Wohlbefinden entscheidend ist.

🍼 Eine Cochrane-Analyse (Moore et al., 2016) kam zu dem Ergebnis, dass Haut-zu-Haut-Kontakt die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass Mütter stillen – und zwar häufiger, länger und exklusiver.

3. Weniger Stress, bessere Entwicklung

Babys, die engen Kontakt zu ihren Eltern erleben, schreien nachweislich weniger, schlafen besser und zeigen geringere Stressreaktionen.

😴 Eine Studie der WHO (World Health Organization, 2003) zeigte, dass „Känguruhpflege“ bei Frühgeborenen die Sterblichkeit senkt, die Gewichtszunahme verbessert und die Mutter-Kind-Bindung stärkt.

Auch bei den Eltern sinkt der Stresspegel: Die Ausschüttung von Oxytocin sorgt für emotionale Stabilität und stärkt die elterliche Intuition (Uvnäs-Moberg, 2005).

4. Stärkere Eltern-Kind-Beziehung – auch beim Vater

Bonding ist kein reines Mutter-Kind-Thema. Auch Väter oder andere Bezugspersonen spielen eine entscheidende Rolle. Früher Kontakt fördert auch bei ihnen die Bindung und senkt das Risiko für postpartale Depressionen.

👨 Eine Studie von Ramchandani et al. (2008) zeigt, dass Väter, die früh eine enge Bindung zum Kind aufbauen, langfristig positiv zur kognitiven und emotionalen Entwicklung beitragen.

Was, wenn das Bonding nicht sofort möglich ist?

Nicht immer verläuft die Geburt nach Wunsch – manchmal ist medizinische Unterstützung nötig, das Baby kommt zu früh oder muss auf die Intensivstation. In solchen Fällen ist Bonding nicht verloren. Die emotionale Verbindung lässt sich auch später aufbauen und intensivieren: durch Haut-zu-Haut-Kontakt, gemeinsames Schlafen, Tragen im Tuch, viel Blickkontakt und liebevolle Ansprache.

💬 Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) betont, dass Bonding ein Prozess ist – nicht auf die erste Stunde beschränkt, sondern über Wochen und Monate hinweg formbar.

Fazit: Liebe wächst - Bonding hilft

Bonding ist weit mehr als ein schöner Moment nach der Geburt. Es ist die Grundlage für Vertrauen, emotionale Nähe und eine gesunde Entwicklung – sowohl für das Kind als auch für die Eltern. Studien zeigen eindeutig: Nähe wirkt heilsam. Sie verbindet, beruhigt, stärkt – und schafft ein lebenslanges Fundament für eine sichere Beziehung.

Deshalb sollte Bonding nicht nur erlaubt, sondern bewusst gefördert werden – in Kliniken, im Wochenbett und im Alltag. Denn die ersten Berührungen sind oft die wichtigsten.


Quellen:

Bystrova, K. et al. (2009). Early skin-to-skin contact and its effects on mother–infant interaction.

Field, T. (2010). Touch for socioemotional and physical well-being.

Moore, E. R., Anderson, G. C., Bergman, N., & Dowswell, T. (2016). Early skin-to-skin contact for mothers and their healthy newborn infants. Cochrane Database of Systematic Reviews.

WHO. (2003). Kangaroo Mother Care: A Practical Guide.

Uvnäs-Moberg, K. (2005). The Oxytocin Factor.

Ramchandani, P. et al. (2008). Paternal depression in the postnatal period and child development.

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